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REVIEW: AKG K812 - OPEN BACK

Aktualisiert: 26. Apr. 2021

Mittendrin statt nur dabei - AKGs offenes Flagship


Frequenzbereich: 5 - 54000 Hz | Schalldruckpegel: 110 dB | Impedanz: 36 Ohm | dynamisch

Es ist beeindruckend, wie exakt die musikalischen Inhalte ortbar und wie gut sie voneinander separiert sind. Dabei klingt der K812 so lockerleicht und unkompliziert.
 

Klang 9

Bass Mitten Höhen Bühne Imaging

9 9 8.5 9 9.5


Handling 9

Verarbeitung Komfort Ohrpads Kopfband Gewicht

10 8 8 8 390 Gramm


Gesamt 9

Preis 870 €

 

Quickcheck

Pro Contra - fantastische Auflösung - "Gewicht"

- feine Separation - Isolation

- tonal äußerst korrekt - leichte Sibilanten

- ausgewogener, offener Klang - 6 kHz Peak etwas übertrieben

 

Intro

Ein Kopfhörer mit purem Klang, der begeistert kombiniert mit einer außerordentlichen Bühnenausdehnung und einem fantastischen Imaging. Der K812 ist nicht umsonst zusammen mit dem K872 (geschlossene Variante) das aktuelle Flagship von AKG. Mit seinen technischen Fähigkeiten und seinem präzisen und detaillierten Klang ist dieser Kopfhörer schon eine kleine Offenbarung und lässt einem seine Musik noch einmal neu entdecken. Saustark, aber für meine Präferenz nicht ganz perfekt.

Handling

Das nenn ich mal eine solide Verarbeitung. Der K812 wirkt materialtechnisch wie aus einem Guss und man hat das Gefühl, dass diesem Kopfhörer äußerliche Einwirkungen kaum etwas anhaben können, auch wenn die Ohrmuscheln etwas "lose" eingebettet sind genauer gesagt in ihrer Verbindung noch am fragilsten wirken. Ansonsten besticht der K812 mit seiner metallbauweise sowie Leder-Kopfband und Ohrpads. Diese Ohrpads legen sich komplett über das Ohr und setzen somit direkt auf dem Kopf/Hals auf. Sie haben keine "klassische" Bauform, auch wenn die Polsterung an sich rund ist, sondern ragen am unteren Teil etwas nach innen, was zur besseren Schallabdichtung beitragen soll und somit direkt ein Tuningelement darstellt. Generell können Pads den Klang von Kopfhörern stark beeinflussen, sei es durch einen veränderten Abstand vom Ohr zum Treiber oder dem verwendeten (schalldurchlässigen) Material. Sicherlich spielt dies bei geschlossen Bauweisen noch einmal eine größere Rolle. Die Ohrpads des K812 fühlen sich gut an, allerdings merkt man die nach innen ragende "Lederlippe", was den Komfort für mich etwas schmälert. Das Kopfband bietet zwar keine zusätzliche Polsterung und passt sich auch nicht automatisch der Kopfform an, aber es ist bequem, wenn man es richtig eingestellt hat, was durch das Reindrücken der seitlichen "Knöpfe" leicht vorgenommen werden kann. Die 8er Serie bringt im Gegensatz zu der 7er Serie "einige" Gramm mehr auf die Waage, was man auch spürt, aber durch die gute Gewichtsverteilung des Kopfbandes und dem sicheren Halt um das Ohr ist dies kein allzu großes Komfortproblem und erträglich. Das abnehmbare Kabel misst gute 3m und besitzt zum Kopfhörer hin eine 3-polige LEMO-Steckverbindung sowie einen vergoldeten 3,5 mm Klinkenstecker, für welchen selbstverständlich auch ein 6.3mm Adapter beiliegt. Dass die Isolation der offenen Bauweise geschuldet nicht wirklich vorhanden ist, sollte klar sein, allerdings ist bei mäßiger Umgebungslautstärke und laufender Musik Privatsphäre (zumindest für einen selber) möglich. Natürlich möchte ich auch den mitgelieferten Echtholzständer nicht unterschlagen.

Klang

Bass

Der Bass des K812 ist zwar nicht der druckvollste, aber er hat einen verdammt trockenen Punch und findet die richtige Balance zwischen Detailwiedergabe, Präzision, natürlichen Ansprechverhalten und Entertainment. Er darf für meinen Geschmack gerne noch etwas Runder und Autoritärer sein sowie etwas mehr Pegel im Tiefbass aufbringen, aber auch so ist er wirklich eine Waffe, vor allem was die Qualität anbelangt. Ebenso reagiert er hervorragend auf einen Equalizer, ohne zu verzerren.


Mitten

Genau so stark performt der K812 auch in den Mitten. Sie decken erstaunlich viele Nebenschauplätze und feinste musikalische Elemente sowie sicherlich ungewollte "Produktionfehler" auf. Oder besser gesagt, sie machen die Musik menschlich und man merkt, dass dahinter noch ein Künstler steckt und keine Maschine (je nach Genre). Die Mitten sind zudem recht neutral, aber klingen weder stumpf noch emotionslos. Etwas mehr Wärme würde ich mir noch wünschen, aber der K812 klingt in den Mitten federleicht und vor allem unaufgeregt spannend. Ich finde tonal keine groben Schnitzer und vor allem habe ich nie den Eindruck der Anstrengung oder einer Kompression.


Höhen

Etwas Fordernder wird es im Hochton. Es ist sicherlich ein Widerspruch an sich, wirklich alles in der Musik analysieren zu wollen, ohne sich darauf stark konzentrieren zu müssen und dies bei einem vollkommen ermüdungsfreien Hochton. Irgendwo hat diese hohe Auflösung auch seinen Preis, vor allem wenn mal der musikalische Input nicht der hochwertigste ist. Der K812 will jedes noch so kleine Microdetails enthüllen, wofür ihm jeder Musikproduzent auch danken wird, aber er lädt damit nicht zwingen zum Entspannen und einfachem Genießen ein, auch durch seine moderate Sibilantenbetonung und dem etwas aufdringlichen 6 kHz Peak. Mir ist es auf Dauer zu intensiv, aber dennoch erfreue ich mich an dem puren und detailverliebten Hochton, umso höher er klettert.


Bühne

Sicherlich lest ihr die Lobpreisungen der weitläufigen Bühne des K812 nicht zum ersten Mal. Ich kann eigentlich nur sagen, dass ich dies auch mit meinem Höreindruck deckt. Besonders finde ich allerdings, dass trotz des Platzangebotes nichts verloren wirkt und Stimmen ebenso spielend leicht eine Intimität aufbauen können.

Imaging

Eindrucksvoller wird dies in der Bildgebung. Es ist beeindruckend, wie exakt die musikalischen Inhalte ortbar und wie gut sie voneinander separiert sind. Dabei klingt der K812 so lockerleicht und unkompliziert. Im Gegensatz zum K702, oder Q701 ist der K812 differenzierter und vor allen auf allen Ebenen zu Hause, anstatt sich mehr auf das Panorama zu konzentrieren. Sicherlich eignet sich der K812 durch seine hervorragende Lokalisierung auch als Gaming-Headset, allerdings dann nicht auf einer Lanparty mit anderem Gamern im Raum. Ansonsten ist er durch seine technischen Fähigkeiten ein wertvolles Werkzeug zur Be- und Verarbeitung jeglicher Musik.

Outro

Was ein Kopfhörer. Ich muss gestehen, dass ich von den technischen Eigenschaften wirklich begeistert bin, auch wenn die Signatur nicht zu 100 % meine Präferenzen trifft. Ich würde mir noch etwas Körper in den Mitten und einen betonteren Tiefbass wünschen. Für mich sind die etwas spitzen Höhen in Anbetracht des raffinierten Klanges und der räumlichen Darstellung in Summe aber zu verschmerzen. Details, Imaging und Bühne, zusammengefasst in einer balancierten Signatur mit etwas betontem Hochton und dadurch sicherlich ein Stück über der neutralen Referenzkurve. Dazu griffig, bretthart und trocken im Tiefton, transparent und hochauflösend. Der AKG K812 wird seinem Flagship-Status, auch in der Verarbeitung mehr als gerecht. Gib mir etwas weniger Helligkeit sowie einen geglätteten Hochton und dafür mehr Tiefe und Druck im Bass mit etwas kräftigeren Mitten. Fertig wäre vielleicht mein "Ideal". Bleibt abzuwarten, was der K872 hierzu noch beizutragen hat.


Danke an Sattler Electronic Showtronic AG für die Zurverfügungstellung der Test-Kopfhörer.

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